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Alter Mann

Er ist gehüllt in grauen Loden,
auf seinem Haupt wächst fast kein Haar,
sein Blick, hinabgesenkt zum Boden,
er wirkt für viele sonderbar.

Sein Schritt ist langsam und bedächtig,
ein Bein schleift er schon hinterher,
sein langer Bart, struppig und mächtig,
sein kranker Magen ständig leer.

Sein Gesicht zerfurcht von Falten,
fahl, vom Sonnenlicht verschont,
niemand mag den armen Alten,
der auf einem Bahnhof wohnt.

Er greift nur noch nach seiner Flasche,
die mit klarem Schnaps gefüllt,
sie steckt ganz tief in seiner Tasche,
in ein Packpapier gehüllt.

So spült er alle seine Sorgen,
rasch hinweg mit einem Schluck,
niemals denkt er an das Morgen,
viel zu groß, die Last, der Druck.

Eine Kippe liegt am Boden,
er hebt sie auf, steckt sie sich an,
bläst die Ringe in die Wolken,
die er nie erreichen kann.

Das Schicksal hat ihm hart getroffen,
dies’ Leben hat er nicht erstrebt,
so bleibt ihm nur das leise Hoffen,
dass er den nächsten Tag erlebt.

© 05.08.2004 gerryG

 

 

Der Clown

Er stolpert durch das Zirkuszelt,
bei tosendem Applaus,
wenn er in der Manege fällt,
sieht das sehr komisch aus.

Er spielt sehr gern für Euch den Clown,
mit Farben im Gesicht,
doch was er fühlt, das merkt Ihr kaum,
denn Schmerzen sieht man nicht.

Die Schminke hat sehr gut versteckt,
was er nicht zeigen will,
er mag nicht, dass man es entdeckt,
sein trauriges Gefühl.

Er spielt für Euch den Hampelmann,
den Kaspar und den Wicht,
er bietet Euch sein Lächeln an,
während sein Herz zerbricht.

Er schickt sein Lachen um die Welt,
macht Kinderaugen froh,
die Träne die zu Boden fällt,
verbirgt sich vor der Show.

Ja, auch ein Clown kann traurig sein,
auch wenn er Freude schenkt,
er weint auch nur für sich allein,
wenn Ihr ans Lachen denkt!

© 13.10.2004 gerryG

 

 

Der Spaziergang

Traurig Dich erst jetzt zu sehen,
lass uns ein Stück spazieren gehen,
unter all den schönen Bäumen,
die den langen Weg hier säumen.

Weißt Du noch, vor vielen Jahren,
als wir Beide jünger waren,
wir nach schönen Mädchen schauten,
noch auf uns’re Zukunft bauten.

Was ist dann mit Dir geschehen,
Du warst fort, konnt’s nicht verstehen,
ich hab Dir so viel zu sagen,
schmerzvoll quälen mich die Fragen.

Schweigsam geh ich hinter Dir,
Tränen, letzter Gruß von mir,
Antworten bekomm ich nicht,
weil ein Toter nicht mehr spricht.

Der Trauerwagen bleibt jetzt stehen,
wir nun getrennte Wege gehen,
Dein Grab verschlingt den Sarg in sich,
„Leb wohl mein Freund, ich denk an Dich!“

© 27.10.2004 gerryG

 

 

Die Hure

Wieder neigt sich ein Tag zu Ende,
sie betritt das Badezimmer,
ihre Augen sprechen Bände,
ihr Gesicht erstrahlt in Glimmer.

Die zweite Haut, in der sie steckt,
aus schwarzem Lack, sehr eng gefasst,
so wie in ein Korsett gesteckt,
ein Stiefelpaar, das dazu passt.

Sie betritt die Kinderstube,
wo ihr Kind so glücklich spielt,
in den Händen eine Tube,
mit Schokoladecreme gefüllt.

Ein, zwei Küsschen auf die Wange,
„Mami muss zur Arbeit geh’n“,
doch es ist nicht für sehr lange,
„Irgendwann wirst Du’s versteh’n“.

Dann verlässt sie ihre „Insel“,
wo sie niemand noch entdeckt,
rasch mit ihrem Make Up Pinsel,
werden Fältchen noch versteckt.

Im Hotel dann angekommen,
wo ihre Arbeitsstätte ist,
ein Glas Wein zu sich genommen,
damit sie das hier leicht vergisst.

Sie liegt im Bett auf roten Kissen,
auf ihrer Haut weiße Dessous,
auch die Musik will sie nicht missen,
ein stimmungsvoller, ruhiger Blues.

Und alle Männer die da kamen,
brutal, sadistisch, nur manche nett,
die kennt sie alle nicht bei Namen,
sie wollen nur mit ihr in’s Bett.

Unter verschwitzten Körpermassen,
die in sie dringen voller Gier,
fängt sie auch an sich selbst zu hassen,
„Oh mein Gott, was mach’ ich hier“?

Die Gedanken lässt sie streifen,
sie sind nur bei ihrem Kind,
„Wie soll es das je begreifen“?
„War ich denn bis heute blind“?

Still hat sie das Geld genommen,
lange hat sie’s angeseh’n,
und vom Wein etwas benommen,
fing sie an nach Haus’ zu geh’n.

Und ihre „Insel“ hat sie wieder,
wo Träume ihr zu Hause sind,
müde legt sie sich dann nieder,
schläft zärtlich ein, mit ihrem Kind!

© 25.06.2004 gerryG

 

 

Ein Lichtstrahl in der Dunkelheit

Menschen auf dem Abstellgleis,
Menschen zweiter Klasse,
ihr Leben ist ein hoher Preis,
für diese Menschenrasse.

Ein Teil von ihnen sieht uns nicht,
ein Teil kann uns nicht hören,
ein Teil weiß gar nicht wie man spricht,
sie müssen viel entbehren.

Zu viele haben nicht die Macht,
allein sich zu bewegen,
die meisten werden ausgelacht,
ohne zu überlegen.

Nur weil sie anders sind als wir,
und sich auch anders geben,
sie können alle nichts dafür,
sie haben nur dies Leben.

Sie wollen nicht bedauert werden,
auch Mitleid woll’n sie nicht,
man soll sie nur als Mensch behandeln,
und das wär’ unsre Pflicht.

Sie meistern selbst ihr schweres Leben,
mit Ehrgeiz zwingen sie ihr Glück,
und wenn wir ihnen Liebe geben,
käm’s tausend Mal zurück.

Wenn Menschlichkeit regieren würde,
dann gäb’ es wenig Not und Leid,
bezwängen wir auch diese Hürde,
ein Lichtstrahl wär’s in Dunkelheit!

Gewidmet der Sendung „Licht ins Dunkel“
und allen kranken und behinderten Menschen
© Gerhard gerryG Stadler

 

 

Hinter Mauern

Ein leiser Schrei,
fast stumm, kaum zu hören,
er konnte
die mit Abschaum getränkten Mauern
nicht durchdringen,
auch Tränen
konnten sie nicht erweichen.

Ungehört
stieg wieder einmal,
eine kleine,
gequälte,
unschuldige Seele,
zum Himmel empor!

Zurück blieb,
blutbeschmierter Abschaum,
Unverständnis
und
tiefe Trauer!

© 16.10.2004 gerryG

 

 

...nur ein Fremder


Verfolgt, getreten, ausgenützt,
kam er in unser Land,
mit Hoffnung, dass man ihn beschützt,
reicht er uns seine Hand.

Er wollte nichts von uns geschenkt,
bot seine Arbeitskraft,
wir wissen nicht, was er so denkt,
nur das er niemals lacht.

Sein Lachen ist ihm längst vergangen,
sein Wille lebt nicht mehr,
so wie ein Tier, gequält, gefangen,
sein Herz gebrochen, leer.

Er bot uns seine Freundschaft an,
entgegen schlug ihm Hass,
man sah ihm nur als Untertan,
und hatte daran Spaß.

Ob gelb ob rot, ob schwarz ob weiß,
der Mensch ist’s der hier zählt,
doch Menschlichkeit hat seinen Preis,
das hat er festgestellt.

Er ist ein Mensch, wie Du und ich,
nur eins man leicht vergisst,
doch er fühlt es ganz sicherlich,
dass er ein Fremder ist.

© 19.07.2004 gerryG

 

 

Spiel des Lebens


Irgendwann im Leben,
steckt jeder sich ein Ziel,
man will etwas erleben,
und sei es nur im Spiel,
der eine spielt mit Herzen,
der andere um Geld,
so hat sich der Erfinder,
das gar nicht vorgestellt.

Die Spieler steh’n geschlossen,
in einem großen Kreis,
und wetten unverdrossen,
doch das hat seinen Preis,
der eine liebt den Reichtum,
der andere die Macht,
und oben da sitzt einer,
der auch die Regeln macht.

Gewonnen hat noch keiner,
verloren jedoch viel,
denn da gibt es den einen,
der alles haben will,
die Armen werden ärmer,
sie werden ausgenützt,
sie sponsern nur den Spieler,
der an der Spitze sitzt.

Das Spiel kennt keine Grenzen,
der Einsatz ist zu groß,
ihr braucht hier nicht zu glänzen,
lasst lieber davon los,
denn wollt ihr alles geben,
versetzt auch euer Glück,
verliert ihr euer Leben,
bekommt es nie zurück.

Und wenn wir uns besinnen,
wie schön das Leben ist,
wenn Freude wir gewinnen,
den Reichtum schnell vergisst,
dann ist in uns’rem Herzen,
kein Platz mehr für ein Spiel,
nur Menschlichkeit und Liebe,
ist das erstrebte Ziel.

© 19.07.2004 gerryG

 

 

Tränen

Salzig, transparent und nass,
vor Freude, Trauer, Wut und Hass,
wurden Tränen schon vergossen,
die aus tiefster Seele flossen.

Tränenflüsse voller Sorgen,
oder Bäche, die verborgen,
aus den Augenwinkeln sprießen,
über Nasenhügeln fließen.

Salzige Perlen, die sich raufen,
über feuchte Wangen laufen,
bevor sie noch zum Kinn gelangen,
von Lippen zärtlich aufgefangen.

Doch Tränen, die das Kinn erreichen,
weil sie dem Mund sehr rasch entweichen,
die fallen dann mit sanftem Klopfen,
zu Boden, so wie Regentropfen.

Verdampfen dort und steigen auf,
bis zu den Wolken, hoch hinauf,
sie werden lieblich aufgenommen,
der Kreislauf hat nun neu begonnen.

Wenn dann die Wolke einmal weint,
kein Sonnenstrahl mehr für Dich scheint,
dann wird erhört, Dein leises Sehnen,
der Himmel schickt Dir Deine Tränen!

© 01.09.2004 gerryG

 

 

Casino

Scheinwelt
für
verspieltes Glück.

Einbahnstrasse
zum
Ruin!

© 23.03.2005 gerryG

 

 

Frieden

Man sollte mit sich selbst Frieden schließen,
bevor man an den Weltfrieden denkt –

denn Dieser beginnt im eigenen
Herzen!

© 06.01.2005 gerryG

 

 

Roulette

Die Kugel, die im Kessel rollt,
mit Hindernissen, wie gewollt,
scheint so, als würd’ sie manchmal fliegen,
doch irgendwo, bleibt sie mal liegen.

Roulette ist fast so wie das Leben,
sehr oft liegt man ganz weit daneben,
man setzt auf irgendeine Zahl,
und stellt dann fest, die falsche Wahl.

Wie oft will man sein Glück erzwingen,
doch gar nichts mehr will dann gelingen,
da steckt man sich erneut ein Ziel,
„Rien ne va plus“, ein neues Spiel.

Erbarmungslos das Rad sich dreht,
der Einsatz liegt und nichts mehr geht,
im Leben ist es ebenso,
die Kugel rollt mit Risiko.

Sein Glück hat man selbst in der Hand,
setzt man auch ein, seinen Verstand,
am Roulettetisch dieser Welt,
bis die letzte Kugel fällt!

© 18.01.2005 gerryG

 

 

Sinnlose Zeilen

Krieg

SINNLOS

Brutalität in der Familie

SINNLOS

Tod unschuldiger Kinder durch Gewalteinwirkung

SINNLOS

Vergewaltigte Frauen

SINNLOS

Fremdenhass

SINNLOS

Hungersnot

SINNLOS

Wenn meine Gedanken und Worte etwas verändern könnten,
dann wäre das

SINNVOLL

Aber selbst ich als bekennender Optimist weiß,
dass man gegen die Windmühlen der Realität
nicht ankämpfen kann,
also schrieb ich hier

SINNLOSE ZEILEN

© 17.12.2004 gerryG

 

 

Wortdolche

Wer sein Herz
zur Schau stellt,
muss damit rechnen,
dass es von
Wortdolchen
verletzt wird!

© 04.03.2005 gerryG

 

 

Am Abstellgleis

Du wirst einfach abgestellt,
für nicht mehr funktionstüchtig gehalten,
nicht mehr brauchbar,
vielleicht -
auf Abruf.

Züge
mit Lebensfreude, Anerkennung,
Glück und Liebe,
fahren achtlos
an Dir vorbei.

Es wird Zeit,
die Weichen zu stellen!

© 04.11.2005 gerryG

 

 

Flieg Adler, flieg!

Flieg mit deinen breiten Flügeln,
über Wolken weit hinaus,
fliege über steile Hügeln,
denn dort bist du ja zu Haus.

Segle über weite Täler,
über Bäche, Wiesengrün,
denn dein Freiraum, der wird schmäler,
wirst bald mit dem Winde zieh’n.

Trag mich fort in deinem Herzen,
will durch scharfe Augen sehn,
Freiheit, die kennt keine Schmerzen,
lerne sie mich zu versteh’n.

Einsam ziehst du deine Kreise,
ich war auch zu oft allein,
Liebe braucht keine Beweise,
lass mich einfach glücklich sein.

Majestätisch sollst du fliegen,
ziehst mich stolz in deinen Bann,
werd’ mit dir die Angst besiegen,
dass niemand mehr mir wehtun kann.

© 22.09.2005 gerryG

 

 

Freiheit ohne frei zu sein

Die Räume hell, kein Schloss versperrt,
Gedanken, die in sich gekehrt,
die Zeit scheint still zu stehen,
verborgen liegt das große Leid,
die Angst macht sich im Zimmer breit,
doch keiner will sie sehen.

Vor Deinem Fenster lebt die Welt,
während in Dir ein Traum zerfällt,
doch Du versuchst zu leben,
für Dich ist jede Kleinigkeit,
ein jeder Schritt, unendlich weit,
Du willst Dein Bestes geben.

Die Freiheit ohne frei zu sein,
ist Dunkelheit im Sonnenschein,
Du gehst an Deine Grenzen,
doch falsches Mitleid brauchst Du nicht,
Du siehst der Wahrheit ins Gesicht,
auch wolltest Du nie glänzen.

Was für uns selbstverständlich scheint,
hat Deine Seele ausgeweint,
hältst es vor uns verborgen,
das Glück hat sich vor Dir versteckt,
doch Du hast neuen Mut entdeckt,
siehst lächelnd in das „Morgen“.

© 02.10.2005 gerryG

 

 

Scheinwelt

Du verstehst die Welt nicht mehr,
Du fühlst Dich ausgebrannt und leer,
die Zukunft ist noch nicht real,
die Gegenwart ist Dir egal,
Du baust Dir eine Scheinwelt auf,
so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Falsche Freunde, Alkohol,
für kurze Zeit fühlst Du Dich wohl,
Dein Leben geht den Bach hinab,
Du schaufelst Dir Dein eignes Grab,
die Scheinwelt hat Dich fest im Griff,
doch führerlos ist dieses Schiff.

Aufputschmittel, harte Drogen,
von Nadelstichen stets belogen,
Du hast es leider nicht erkannt,
vergiftet ist schon Dein Verstand,
nur noch die Scheinwelt hält Dich wach,
doch was kommt an dem Tag danach?

Du verstehst die Welt nicht mehr,
Du fühlst Dich ausgebrannt und leer,
die Zukunft ist nun Gegenwart,
denn auch die Scheinwelt die ist hart,
sei wie Du bist, verstell Dich nicht,
schau stets dem Leben ins Gesicht.

© 09.06.2005 gerryG

 

 

Fragen

Vater sag, wo ist die Mammi?
Hat sie keine Zeit für mich?
Vater, wo sind meine Brüder?
denn auch sie vermisse ich.

Vater, wo ist meine Schwester?
sie war immer lieb zu dir,
doch ich hörte sie nur weinen,
hinter der verschlossnen Tür.

Vater, wo bist du gewesen?
gestern, in der kalten Nacht,
ich hab dich im Wald gesehen,
was hast du denn dort gemacht?

Vater, was woll’n denn die Leute?
die da steh’n vor unsrer Tür,
warum musst du mit ihnen gehen?
Vater, was geschieht mit mir?

Vater, was macht denn die Tante?
die mich mit nimmt in ihr Haus,
dort sind viele kleine Kinder,
trotzdem will ich wieder raus.

Vater, kannst du mir erklären,
warum hast du das getan?
Menschenleben zu zerstören,
ja, dein Kind das klagt dich an.

Gib mir endlich eine Antwort,
auf die Fragen die ich hab,
oder nehmen es die Menschen,
die ich liebte, mit ins Grab?

© 2002 gerryG

 

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